Iin jedem Winter pflegen die NABU-Mitglieder Kopfweiden entlang der Aue
Warum nun opfern die NABU-Mitglieder ihre Freizeit für diese schweißtreibende Arbeit?
Die alten Kopfweiden jahrzehntelang von den Bauern gepflegt, das heißt pfleglich "verstümmelt", wachsen ohne erneutes
Schneiteln in den Himmel, werden kopflastig, verlieren den Halt und fallen so dem ersten ernsten Herbststurm in die Arme.
Kopfweiden sind Heimat. Mit ihnen verschwinden die Steinkäuze, die in weiten Teilen Mitteleuropas auf die Kombination von
Kopfweide und Grünland angewiesen sind. Andere Höhlenbrüter wie Bachstelzen, Gartenrotschwänze und Feldsperlinge, Hohltauben und Meisen verlieren mit den alten "Erlenkönigen" ihre Heimat in der
Feldflur.
Aber noch härter trifft es die zahllosen Insektenarten, die in den oftmals angefaulten, mulmreichen, zerfurchten oder
ausgehöhlten Baumrecken ihre Larvenzeit verbringen oder von Blüten und Blättern leben. Weiden zählen zu den insektenreichsten Pflanzen überhaupt. Alleine über hundert Käferarten sind auf Weiden
angewiesen und viele von ihnen besiedeln besonders gerne die geköpften Vertreter dieser Baumfamilie; die Kopfweiden. Unter ihnen seltene Vertreter wie Moschusbock und Weberbock.
Um diese flatternde, krabbelnde, singende und brummende Vielfalt zu schützen und ein Landschaftsbild zumindest in Resten zu
erhalten, wo uns noch vermittelt werden kann, was der Begriff Kulturlandschaft meint, pflegen heute die ehrenamtlichen Naturschützer des NABU die Kopfbäume durch Schneiteln.
Seitdem die Bauern keine selbstgemachten Bohnenstangen mehr benötigen, durch die Aufgabe der Grünlandwirtschaft kaum noch Zaunpfähle brauchen und Stiele für Besen, Schaufel, Handkarren im Laden
kaufen, verfällt eine uralte Kultur. Früher lieferten Kopfweiden Holz für Holzschuhe, Flechtmaterial für Kartoffelkörbe und Reisigpakete für den Backofen. Selbst das Vieh wurde mit ihren Blättern
gefüttert, die mitsamt den dünnen Zweigen in der "Laube" getrocknet wurden. Heute macht das Erdölzeitalter Körbe aus Plastik, verschafft Kraftfutter aus der Dritten Welt – und wer backt schon
noch im Holzofen?